
Am Campingplatz sind die Wände dünn
Zu den entspanntesten Erlebnissen gehört ein ruhiges Abendessen in einem schönen Restaurant mit Frau – ohne Kinder. Noch entspannter wird es, wenn am Nachbartisch die Kinder einer fremden Familie anfangen zu nörgeln und sich daneben benehmen. So lange es nicht die eigenen sind, lassen sich solche Szenen wirklich genießen.
Während in diesem Fall die evtentuell folgenden erzieherischen Maßnahmen meist in den eigenen vier Wänden abspielen und der Öffentlichkeit leider verborgen bleiben, fängt es auf dem Campinplatz jetzt erst an Spaß zu machen.
Hier kommt alles ungefiltert an die Öffentlichkeit: Die Mutter, die wutentbrand die Zeltplane hinter sich zuknallt und ihrem Bengel eine Standpauke hält bei der ich noch heute vor Ehrfurcht in Grund und Boden versinken würde, der ungefilterte lautstarke Ehestreit im Knaus-Sport-Caravan mit noch lauterer Versöhnungsnacht bis hin zum geschäftigen Business Junkie, der im Vorzelt lautstark seine Urlaubsvertretung zusammenscheißt. Nichts bleibt verborgen.
Meine Tante berichtet immer wieder voller Vergnügen von einem Campingausflug mit dem damals acht jährigen Sohn. Dort hatte ein frisch verheiratetets Pärchen jede Nacht lautstark zur Unterhaltung des gesamten Campingplatzes gesorgt und somit die Aufklärung sämtlicher Kinder auf dem Platz vermutlich um einiges beschleunigt.
In Ankündigung einer „Italienischen Nacht“ fummelten Herbert und Günther, nach nach drei Flaschen Lambrusco, mit Rohrzange völlig dilentatisch am Gasgrill rum (Linksgewinde oder Rechtsgewinde – war die große Frage…und die Rohrzange war noch größer) . Alleine dieser Anblick ließ einem das Blut in den Adern gefrieren. Was folgte war jedoch einer Gasexplosion gleich. Die überschwenglich angekündigte „italienische Nacht“ zwischen den zwei befreundeten Pärchen, der Tochter und Oma endete in einer handfesten Auseinandersetzung. Nur Oma hielt sich zurück und rauchte eine Beruhigungszigarette nach der anderen, bis zum Schluss nur noch der Mann alleine am Tisch saß und frustiert sein XXL Schnitzel verdrückte. Oma war soagar das rauchen vergangen. Das befreundete Pärchen war erzürnt abgereist. Trotz des vorabendlichen Verlaufs, der in anderen Fällen zur sofortigen Scheidung geführt hätte, saß Papa mit der noch etwas ledierten Mutti zum Frühstück – die nächste Flasche Sekt im Anschlag.
Die Italienische Nach ist seitdem bei uns das Synoym, wenn es auf dem Campingplatz mal wieder „rund geht“.
Die Lösung:

Bei Potsdam lagert die Telekom über 3000 alte Telefonzellen. Zum Preis von 250-350€, so liest man hier, können diese von Privatpersonen erworben werden.
Das ist vielleicht nicht das ganz optimale für eine Hochzeitsnacht. Eine gehörige Standpaucke an Kind, Frau oder Urlaubsvertretung würde sie aber sicherlich aushalten.
In Deutschland gibt es fast 3000 Campingplätze. Damit wäre das Problem der Telekom auf einen Schlag erledigt – das Campen aber um eine Attraktion ärmer.